von Fjordman
Die amerikanische
Kolumnistin Diana West veröffentlichte kürzlich ihr Buch "The Death of the
Grown-up", in welchem sie den Rückgang der westlichen Zivilisation auf die
permanenten Rebellionen der Jugend der letzten zwei Generationen zurückführt. Das
Jahrzehnt zwischen den frühen 60er und 70er Jahren stellt durch den Beginn der
nichtwestlichen Massenimmigration in den USA, der Geburt Eurabiens in
Westeuropa und den Aufstieg von Multikulturalismus und Radikalfeminismus ganz
klar einen Wendepunkt in der westlichen Geschichte dar.
Das Paradoxe daran
ist, dass die Menschen, die gehässig ihre eigene Zivilisation attackierten,
über Jahrzehnte hinweg ein ununterbrochenes Wirtschaftswachstum genossen haben
und dennoch marxistisch inspirierte Ideologien annahmen und beschlossen, genau
die Gesellschaft zu untergraben, die ihnen ihr privilegiertes Leben ermöglicht
hatte. Vielleicht ist das gar nicht so befremdlich wie es scheint. Karl Marx
selbst wurde vom Vermögen Friedrich Engels', dem Sohn eines erfolgreichen
Industriellen, unterstützt.
Das war auch das
Zeitalter der Entkolonialisierung in Westeuropa und der Aufhebung der
Rassentrennung in den USA, was eine Atmosphäre schuf, in welcher die westliche
Zivilisation als böse angesehen wurde. Was auch immer die Ursache war, wir
stecken seither in einem Muster der ewigen Opposition gegen unsere eigene
Zivilisation fest. Einige dieser Probleme mögen durchaus ältere Wurzeln haben,
aber sie wurden in einem vorher nie da gewesenen Ausmaß während der 60er Jahre
institutionalisiert.
Laut Diana West ist
die übergreifende These ihres Buches die, dass "der bis dahin beispiellose
Transfer kultureller Autorität von Erwachsenen an Jugendliche während des
letzten halben Jahrhunderts fatale Auswirkungen auf das Überleben der
westlichen Welt hat." Nachdem wir unsere natürliche Entwicklung vom
Erwachsenenalter und der Reife weggeleitet haben, um die von der Pupulärkultur beeinflusste
Pose ewig cooler Jugendlichkeit einzunehmen – stets offen, nicht wertend,
egozentrisch, auf der Suche nach (oder einfach in Ermangelung an) der eigenen
Identität – haben wir eine Gesellschaft großgezogen, die
von denselben Charakterzügen geprägt ist: Westliche Leute leben in einem
Zustand des immerwährenden Heranwachsens, aber auch mit der dazugehörigen
permanenten Identitätskrise. West vertritt die Ansicht, dass Reife in den
rebellischen 60ern, im "größten Trotzanfall der Weltgeschichte", in
dem Autoritätsfiguren aller Art verspottet wurden, aus der Mode kam.
Sie denkt auch, dass
sich die Wurzeln des westlichen Jugendkultes, obwohl der radikalste Bruch in
den 60er und 70er Jahren stattfand, bereits in den 50ern mit der Geburt des
Rock'n'Roll, mit Elvis Presley und Schauspielern wie James Dean, finden lassen.
Die Beatles verkörperten das in den frühen 60ern, wandelten sich aber radikal
in Richtung Drogen und Ablehnung etablierter Lebensweisheiten, als sie auf 1970
zugingen; ein Wandel, der sich in der gesamten Kultur wiederspiegelte.
Einer meiner
persönlichen Lieblingsfilme aus den 80ern war "Zurück in die Zukunft".
In einer der Szenen reist Schauspieler Michael J. Fox in der Zeit von 1985 nach
1955 zurück. Bevor er 1985 verlässt, hört er den Slogan "Wählt
Bürgermeister .... wieder, Fortschritt ist sein zweiter Vorname". Der
selbe Slogan wiederholt sich 1955, nur mit einem anderen Namen. Politik ist in
jedem Zeitalter Politik. Die Drehbuchautoren Robert Zemeckis und Bob Gale haben
geäußert, dass sie das Jahr 1955 als Schauplatz des Films wählten, da es die
Geburtsstunde der Teenie-Kultur war:
Damals begann der Teenager zu herrschen und er herrscht bis heute noch.
Wie West erklärt, hat
sich in den Jahrzehnten des Wirtschaftsaufschwungs in der Nachkriegszeit vieles
geändert: "Wenn man über die Nachkriegszeit spricht, dann ist der
gewaltige neue Überfluss an Wohlstand ein wichtiger Faktor bei der
Neuorientierung der Kultur nach den Wünschen der Jugend. Man erkennt eine
Verschiebung der Autorität in Richtung der Heranwachsenden. Anstatt dass
Jugendliche Jobs annahmen, um sich an den Haushaltskosten zu beteiligen, floss
das Taschengeld plötzlich in den Aufbau einer gewaltigen neuen Kultur. Diese
ließ dem Alter des Heranwachsens eine so große Bedeutung zukommen wie nie
zuvor." Nach diesen Generationen der Verherrlichung der Jugend, haben
Erwachsene kaum Selbstvertrauen mehr übrig: "Jugendliche planen teure
Reisen, gehen ohne Begleitung aus, sie trinken, geben sich Ausschweifungen hin,
laufen regelrecht Amok, und dennoch sagen die Eltern, dass sie nichts dagegen
tun können. Eltern haben sich der Verantwortung entzogen, um den Begierden der Heranwachsenden nachzugeben."
Sie glaubt, dass der
heutige Stand der Frauen stark vom "Tod der Erwachsenen" beeinflusst
ist. "Ich würde sagen, dass die sexualisierte Frau Teil des Phänomens ist,
über das ich spreche, deshalb glaube ich nicht, dass sie gegenüber diesem Tod
immun ist. Frauen eifern immer noch der jugendlichen Mode nach. Wo Sex
verfügbarer ist, sind nicht mehr die selben Anreize vorhanden, ein Eheleben aufzubauen,
was einst eine große Motivation zum Reifeprozess war. "
Hat sie Recht? Sind
wir zu einer Zivilisation von Peter Pans verkommen, die sich weigern, erwachsen
zu werden? Wurden wir von unserer Vergangenheit abgeschnitten, indem wir alles
Alte als überholt verunglimpft haben? Ich weiß, dass der Blogger Conservative
Swede, der Friedrich Nietzsche schätzt, denkt, dass wir an einer
"Sklavenmoral" leiden, aber ich frage mich manchmal, ob wir nicht
vielleicht eher an einer "Kindermoral" leiden. Es sind hier jedoch
auch andere Kräfte wirksam.
Der Sozialstaat
ermutigt eine Infantilisierung der Gesellschaft, wo die Menschen in die
Kindheit zurückkehren, indem sie von anderen versorgt werden. Das schafft eine
Kultur, die nicht nur von der Jugend besessen ist, sondern auch von der für
Heranwachsende typischen Verantwortungslosigkeit. Viele Leute leben in einem
permanenten Zustand der Rebellion, nicht nur gegen ihre Eltern, sondern auch
gegen ihre Nation, ihre Kultur und ihre Zivilisation.
Der Autor Theodore
Dalrymple ist der Ansicht, dass eine Ursache für die Epidemie der
Selbstzerstörung in westlichen Gesellschaften in der Flucht vor der Langeweile
liegt. "Für Menschen, die keinen transzendenten Sinn in ihrem Leben sehen
und sich auch keinen schaffen können, indem sie (zum Beispiel) zu einer
kulturellen Tradition beitragen, in anderen Worten, für die, die weder religiösen Glauben noch
intellektuelle Interessen pflegen, die sie stimulieren, sind Selbstzerstörung
und Schaffung von Lebenskrisen Wege, der Bedeutungslosigkeit zu
entkommen."
Ihm zufolge ist das,
mit dem wir heute konfrontiert sind "eine Gesellschaft, in der die
Menschen fordern, sich mehr oder weniger benehmen zu dürfen, wie sie
wollen; das heißt launenhaft in
Übereinstimmung mit ihren, sich kaleidoskopartig verändernden Bedürfnissen,
aber gleichzeitig vor den Konsequenzen ihres eigenen Handelns durch Staatsbehörden
beschützt zu werden. Das Resultat ist eine Kombination aus Sodom und Gomorrah
und einer ausgedehnten und unpersönlichen Wohlfahrtsbürokratie."
Der Sozialstaat
beraubt einem der Möglichkeit, aus
eigener Arbeit Selbstachtung zu erlangen. Das kann die Selbstachtung eines
Menschen verletzen, und zwar bei Männern mehr als bei Frauen, weil die
maskuline Identität eng mit der Versorger-Tätigkeit verbunden ist. Derer beraubt schwindet das männliche
Selbstbewusstsein und die Gesellschafft mit ihm. Dalrymple sorgt sich auch um
das Ende der Vaterschaft und glaubt, dass die schlimmsten Kindesmisshandler
Regierungen sind, die genau die Umstände fördern, die Kindesmisshandlung und
-vernachlässigung am wahrscheinlichsten machen: "Wer das Alleinerziehen
fördert, ist gleichgültig gegenüber dem Schicksal von Kindern."
Vaterschaft ist, ausgenommen im rein biologischen Sinne, fast nicht mehr
existent:
"Ich habe in einem Krankenhaus gearbeitet, in dem
sich, wenn es nicht die Kinder indischer Einwanderer gegeben hätte, die Rate
der unehelichen Kinder der Hundertprozent-Marke näherte. Es galt schon fast als
taktlos, einen jungen Menschen nach seinem oder ihrem Vater zu fragen; für mich war es immer noch verblüffend,
gefragt zu werden: "Meinen Sie, wer zur Zeit mein Vater ist?", als ob
sich das jederzeit ändern könne und sich auch zuvor schon tatsächlich mehrmals
geändert hatte."
Das liegt daran,
"dass Frauen einfach nur aus dem Grund Kinder haben soll, weil sie welche
haben wollen und das ihr von der Regierung gegebenes Recht ist, ungeachtet
dessen, ob sie in der Lage sind sie aufzuziehen oder wer für sie zahlt, und
unabhängig von den Konsequenzen, die die Kinder selbst davon tragen müssen. Männer
sollen permanent infantilisiert bleiben, ihr Einkommen lediglich ein
Taschengeld darstellen, das sie für ihr eigenes Vergnügen ausgeben, und sie
sollen keine ernsten Verantwortungen tragen, die über das Zahlen ihrer Steuern
hinausgehen. Von nun an wird der Staat der Vater des Kindes sein und der Vater
das Kind des Staates."
Der schwedische Autor
Per Bylund erklärt: "Die meisten von uns wurden überhaupt nicht von ihren
Eltern großgezogen. Aufgezogen wurden wir vom Kleinkindalter an von den
Autoritäten in staatlichen Kinderkrippen, dann wurden wir in öffentliche
Grundschulen abgeschoben, dann in höhere Schulen und danach in staatliche
Universitäten; und später in die Anstellung im öffentlichen Dienst und in noch
mehr Erziehung durch die mächtigen Gewerkschaften und deren angeschlossenen
Bildungseinrichtungen. Der Staat ist allgegenwärtig und für viele das einzige
Mittel, zu überleben – und seine sozialen Wohltaten die einzige Möglichkeit, an
Unabhängigkeit zu gewinnen."
Obwohl Schweden wohl
einen Extremfall darstellt, bemerkt auch die britische Autorin Melanie Phillips
einen ähnlichen Trend: "Unsere Kultur ist gerade tief auf unentdeckten
Neuland vergraben. Generationen der familiären Zerfallserscheinungen lösen nun wiederum die Grundlagen des zivilisierten
menschlichen Verhaltens auf. Engagierte Väter sind ausschlaggebend für die
emotionale Entwicklung ihrer Kinder. Als Folge der unabsehbaren
Verantwortungslosigkeit unserer Eliten, wurden Väter in den letzten drei Jahrzehnten
jedoch immer mehr als überflüssig und entbehrlich betrachtet. Alleinerziehend
zu sein hörte auf, eine Schande zu sein und wurde stattdessen zu einem
unabdingbaren Recht der Frauen. Der Staat hat Frauen mehr und mehr Anreize
geboten – durch Kindergeld, Sozialwohnungen und andere Sozialleistungen –
Kinder auch ohne engagierte Väter zu bekommen. Das brachte Generationen von
rein weiblichen Haushalten hervor, in denen emotional bedürftige Mädchen so oft
zu hoffnungslos unzureichenden Müttern werden, die ihre eigenen Kinder
misshandeln und vernachlässigen – die dann wiederum dieses destruktive Muster
aufrechterhalten. Kulturell gesehen ist das nichts anderes als Selbstmord.
Ich frage mich
manchmal, ob der moderne Westen und
dabei besonders Westeuropa als die vaterlose Zivilisation bezeichnet
werden sollte. Väter sind zu Karikaturen verkommen und es herrscht eine
beachtliche Dämonisierung traditionell männlicher Werte. Jede Person, die
versucht, Regeln und Autorität durchzusetzen, ein traditionell männliches
Gebiet, wird als Faschist angesehen und lächerlich gemacht, angefangen bei
Gott, dem Vater. Letztendlich stehen wir mit einer Gesellschaft schleierhafter
Väter da, die zu jedem beliebigen Zeitpunkt nach Lust und Laune der Mütter
ausgetauscht werden können. Sogar die Mütter sind weitgehend zurückgetreten und
überlassen die Aufzucht der Kinder den Schulen, Kindergärten und dem Fernsehen.
Was Mode und Lifestyle betrifft, imitieren Mütter ihre Töchter, nicht
umgekehrt.
Das ausgefeilte
Modell des Sozialstaates in Westeuropa wird oft als "Nannystaat"
bezeichnet, aber vielleicht könnte man es auch "Ehemannstaat" nennen.
Warum? Nun, in einer traditionellen Gesellschaft bestand die Rolle der Männer
darin, ihre Frauen physisch zu beschützen und finanziell zu versorgen. In
unserer modernen Gesellschaft wurden diese Aufgaben mittels einer Art
"Outsourcing" an den Staat übertragen, was erklären würde, warum
Frauen allgemein im überdurchschnittlichem Maße Parteien unterstützen, welche
für hohe Besteuerung und Sozialleistungen eintreten. Laut dem Anthropologen
Lionel Tiger hat sich die alte Mutter-Vater-Kind Einheit von der Monogamie in
eine "Bürogamie" verwandelt;
Mutter-Kind-Bürokrat. Der Staat wurde zum Ersatzehemann. Tatsächlich
ersetzt er nicht nur den Ehemann, sondern die ganze Kern- und Großfamilie, er
zieht Kinder auf und kümmert sich um die ältere Generation.
Øystein Djupedal,
Bildungs- und Forschungsminister der Sozialistischen Linkspartei und
verantwortlich für die norwegische Bildung vom Kindergarten über weiterführende
Schulen bis hin zum Doktortitel, hat gesagt: "Ich denke, dass es einfach
eine falsche Sicht auf die Kindererziehung ist, anzunehmen, dass die Eltern am
besten dafür geeignet sind. 'Kinder brauchen ein Dorf' sagte Hillary Clinton.
Aber wir haben keines. Das Dorf unserer Zeit ist der Kindergarten." Später
zog er diese Äußerung zurück und sagte, Eltern trügen die Hauptverantwortung
für die Kindererziehung, aber räumte ein, dass "Kindergärten eine
fantastische Einrichtung für Kinder sind und es gut ist, wenn Kinder diese
besuchen, bevor sie in die Schule kommen."
Das Problem ist, dass
manche seiner Kollegen den Kindergarten als Vorlage für die Gesellschaft als
Ganzes ansehen, sogar für Erwachsene. Im Herbst 2007 äußerte Norwegens
Mitte-Links-Partei eine deutliche Warnung an 140 Firmen, welche immer noch
nicht die staatlich verordnete vierzig-prozentige Frauenquote erfüllt haben. Gleichstellungsministerin
Karita Bekkemellem erläuterte, dass Unternehmen, denen es nicht gelingt dieser
Forderung nachzukommen, sich auf Zwangsliquidationen gefasst machen müssen, und
das trotz der Tatsache, dass viele davon in traditionell männlichen Branchen
angesiedelt sind, wie etwa der Offshore-Ölförderung, Schifffahrt und
Finanzwirtschaft. Sie bezeichnete das Gesetz als "historisch und
radikal" und sagte, dass es durchgesetzt werde.
Bekkemellem bestraft
somit die ungezogenen Kinder, die sich weigern zu tun, was Mutter Staat ihnen
sagt, auch wenn diese Kinder zufällig Privatunternehmen sind. Der Staat ersetzt
den Vater in dem Sinne, dass die finanzielle Versorgung sicherstellt, aber er
agiert wie eine Mutter, die Risiken aus dem Weg räumt und die Gesellschaft in
einen kuschligen, regulierten Kindergarten mit Eiscreme und Sprachregeln
verwandelt.
Der Blogleser Tim W. ist
der Meinung, dass Frauen dazu neigen, gegenüber dem anderen Geschlecht
selbstsüchtiger zu sein als Männer: "Männer sorgen sich um Frauen und
Kinder, während sich Frauen... nun, um sich selbst und Kinder sorgen. Ich sage
nicht, dass individuelle Frauen sich nicht um ihre Ehemänner und Brüder sorgen,
aber als Gruppe (oder Stimmenblock bei Wahlen) haben sie kein besonderes
Interesse am Wohlergehen der Männer. Die Anliegen der Frauen stehen immer im
Vordergrund, doch die der Männer nicht. Von jedem politischen Kandidaten wird
erwartet, dass er die Belange der Frauen anspricht, doch ein Kandidat, der auch
nur anmerken würde, dass auch Männer Anliegen haben, die es wert sind,
angesprochen zu werden, würde geächtet und ausgeschlossen werden." Was
wäre, wenn Männer im Durchschnitt fünf Jahre und acht Monate länger leben
würden als Frauen? Nun, wenn das der Fall wäre, würde es wohl nie ein Ende
haben: "Feministinnen und weibliche Kandidaten würden mit Buttons
herumstolzieren, auf denen "Fünf Jahre und acht Monate" stünde, um
sich und der Welt diese abscheuliche Ungerechtigkeit permanent ins Gedächtnis
zu rufen. Dass das passieren würde – und das würde es mit Sicherheit – sagt
etwas über die unterschiedliche Natur männlicher und weiblicher Wähler
aus."
Bernard Chapin
interviewte Dr. John Lott für das Frontpage Magazine. Lott erklärte dabei:
"Ich glaube, dass Frauen allgemein weniger risikobereit sind als Männer
und sie daher die Regierung als eine Versicherung gegen die Tücken des Lebens
ansehen. Ich denke auch, dass geschiedene Frauen mit Kindern sich an die
Regierung um Schutz wenden. Die Einführung des Frauenwahlrechts allein erklärt
mindestens ein Drittel der Zunahme der Staatsquote über etwa 45 Jahre
hinweg."
Er vertritt die
Ansicht, dass "dies einen großen Teil der Zunahme der Staatsquote in den
USA, aber auch im Rest der Welt während des letzten Jahrhunderts erklärt. Als
die Staaten den Frauen das Wahlrecht einräumten, erhöhten sich die
Staatsausgaben und das Steueraufkommen, die vorher unverändert geblieben waren,
innerhalb von zehn Jahren auf mehr als das Doppelte, und zwar auch noch nachdem
Inflation und Bevölkerungszahl berücksichtigt wurden. Als Frauen einen
zunehmend ansteigenden Teil der Wählerschaft bildeten, wuchs die Regierung
immer weiter. Das hielt für 45 Jahre an,
in denen ältere Frauen, die bei der Einführung des Frauenwahlrechts nicht daran
gewöhnt waren, wählen zu gehen, nach und nach durch jüngere Frauen ersetzt
wurden. Nachdem man zu den 60er Jahren kommt, wird die Zunahme der Staatsquote durch
steigende Scheidungsraten vorangetrieben. Die Scheidung treibt Frauen mit
Kindern dazu, sich viel mehr an Regierungsprogramme zu wenden." Die
Legalisierung der Abtreibung führte auch zu mehr Familien mit nur einem
Elternteil.
Diana West denkt,
dass das, was wir mit der Gegenkultur der 60er erlebten, ein Einebnen von
Hierarchien aller Art, sowohl des Lernens als auch der Autorität war. Daraus
entsprang das Einebnen der Kultur und in Erweiterung dessen der
Multikulturalismus. Sie bringt diesen Trend auch mit dem Nannystaat in
Verbindung:
Bei der Betrachtung der starken Zusammenhänge zwischen
dem zunehmend väterlich werdenden Nannystaat und dem "Tod der Erwachsenen",
bemerkte ich, dass Tocqueville (natürlich) schon vor langer Zeit diesen
Zusammenhang hergestellt hatte. Er versuchte, sich vorzustellen, unter welchen
Umständen der Despotismus die USA erreichen könnte. Er kam dabei auf eine
Vision einer Nation, die einerseits charakterisiert ist von einer 'unzählbaren
Vielzahl von Menschen, ähnlich und gleich, die sich wie im Kreise um das
Streben nach den kleinen und banalen Vergnügungen, mit denen sie ihre Seele
übersättigen' und andererseits von der "immensen, beschützenden Macht des
Staates". 'Banale Vergnügungen' und 'immense Staatsmacht' mögen sich
damals, inmitten des 19. Jahrhunderts regelrecht nach Science Fiction angehört
haben; aber zu Beginn des 21. Jahrhunderts fängt es an, sich nur allzu vertraut
anzuhören. Tatsächlich schrieb er über den allmächtigen Staat: "Er würde
der elterlichen Autorität ähneln, wenn er väterlich versuchen würde, seine
Schützlinge auf das Leben eines Mannes vorzubereiten, aber gegensätzlich dazu
auch versuchen würde, sie in ewiger Kindheit zu lassen.' Vielleicht zeigt das
Ausmaß, in dem wir – und zwar Liberale und Konservative gleichermaßen – die
elterliche Autorität unseres Staates hingenommen haben, in wie weit wir als
Kultur Tocquevilles Stadium 'ewiger Kindheit' schon erreicht haben."
Dieses Problem ist in
Westeuropa, einer Region die über ausgefeilteren Sozialstaaten als dem der USA
verfügt und welche über Generationen hinweg unter dem Schutzschild des
amerikanischen Militärs gelebt hat, was die Neigung, sich wie Heranwachsende zu
benehmen noch weiter gefördert hat, sogar noch schlimmer.
Die Frage die Alexis
de Tocqueville indirekt in den 1830er Jahren in seinem Werk "Democracy in
America" aufgeworfen hat, ist folgende: Wenn Demokratie des universalen
Wahlrechtes bedeutet, dass jedermanns Meinung genauso gut ist wie die jedes
anderen, wird das dann nicht früher oder später zu einer Gesellschaft führen in
der jedermanns Wahlen und Entscheidungen so gut ist wie die von jedem anderen,
was zu Kulturrelativismus führt? Tocqueville schrieb zu einer Zeit, als nur
Männer das Wahlrecht hatten. Wird das allgemeine Wahlrecht auch zu einer
Situation führen, in der sich Frauen selbst in den Besitz der Finanzen der
Männer wählen, während sie deren Autorität mindern und mächtige
Staatsregulierungen für alles schaffen?
Ich kenne die Antwort
auf diese Frage nicht. Was ich jedoch weiß, ist, dass die derzeitige Situation
nicht aufrecht erhalten werden kann. Die Abwesenheit der Vaterschaft schuf eine
Gesellschaft voller sozialer Pathologien, und der Mangel an männlichem
Selbstvertrauen hat uns für unsere Feinde zu leichter Beute gemacht. Wenn der
Westen überleben soll, so müssen wir wieder ein gesundes Maß an männlicher
Autorität geltend machen. Um das zu erreichen, müssen wir den Sozialstaat
zurückdrängen. Vielleicht müssen wir auch einige der Exzesse des westlichen Feminismus
einschränken.